Motorrad-Zündkerzen: Aufbau, Funktion, Kennzeichnungen, Einbau & Fehlerbilder
Schulungstaugliche, technisch korrekte Übersicht für Zweiradmechatronik.
Aufbau einer Zündkerze
Eine Zündkerze besteht aus mehreren Hauptkomponenten: dem Anschluss oben für den Zündkerzenstecker, einer Mittelelektrode im Inneren, umgeben von einem keramischen Isolator, und unten einem metallischen Gewindegehäuse mit Masseelektrode.
Der Anschluss stellt die Verbindung zum Zündkabel her. Der Hochspannungsstrom der Zündspule fließt über den Anschluss zur Mittelelektrode. Am unteren Ende springt der Funke von der Mittelelektrode zur Masseelektrode über, die am Gewindegehäuse befestigt ist.
Innerhalb der Zündkerze ist ein Entstörwiderstand eingebaut (erkennbar am „R“ im Kerzencode), der Funkstörungen reduziert. Das Metallgehäuse trägt das Gewinde und den Sechskant für das Werkzeug, sorgt für Massekontakt und leitet Wärme vom Isolator an den Zylinderkopf ab. Ein Dichtring oder konischer Sitz stellt die Gasdichtheit sicher.
Materialien: Der Isolator besteht aus Aluminiumoxid-Keramik, die Elektroden meist aus Nickellegierung mit Kupferkern, hochwertige Kerzen besitzen Iridium- oder Platinspitzen. Zündkerzen sind hochbelastete Verschleißteile, die regelmäßig erneuert werden müssen.
Funktionsweise einer Zündkerze im Ottomotor
Im Ottomotor zündet die Zündkerze das verdichtete Kraftstoff-Luft-Gemisch. Das Motorsteuergerät gibt über die Zündspule einen Hochspannungsimpuls (typisch 10–30 kV) an die Zündkerze. Der Funke springt den Elektrodenabstand und erzeugt ein heißes Plasma (>10.000 °C), das das Gemisch entzündet.
Die Kerze muss im Temperaturfenster 450–800 °C am Isolatorfuß arbeiten: heiß genug zur Selbstreinigung, nicht so heiß, dass Glühzündungen drohen. Zu kalte Kerzen verrußen, zu heiße führen zu Überhitzung und Motorschäden.
Bedeutung der Angaben auf der Zündkerze
- Gewindegröße/-länge: M10, M12, M14; kurz ~12 mm, lang ~19 mm. Sitz: Flachdichtring oder konisch.
- Wärmewert: Kennzeichnet Wärmeabfuhr. Skala herstellerabhängig (bei NGK: hohe Zahl = kalt). Immer den vom Hersteller freigegebenen Wert verwenden.
- Elektrodenabstand: Motorrad meist 0,6–0,8 mm. Zu klein = schlechter Funke, zu groß = Zündaussetzer.
- Kürzel: R = entstört, P = Platin, I = Iridium, weitere Buchstaben/Ziffern für Form, Länge, Sitz usw.
Richtiger Einbau einer Zündkerze
- Motor abkühlen lassen – nur bei kaltem Motor arbeiten.
- Zündkerzenstecker abziehen, Bereich reinigen.
- Alte Kerze mit passendem Schlüssel ausbauen.
- Elektrodenabstand prüfen/einstellen (Fühlerlehre).
- Gewinde hauchdünn mit Keramik-/Kupferpaste einstreichen.
- Neue Kerze von Hand eindrehen – nicht verkanten.
- Mit Drehmomentschlüssel anziehen:
- M10: 10–12 Nm
- M12: 15–20 Nm
- M14: 25–30 Nm
- Stecker wieder aufsetzen und einrasten lassen.
Typische Fehlerbilder
Rußbildung (verrußt)
Merkmal: trocken, matt-schwarz. Ursache: fettes Gemisch, Kurzstrecke, zu kalte Kerze. Folge: Funkenableitung, Aussetzer.
Ölkohle / verölte Kerze
Merkmal: nass, glänzend schwarz. Ursache: Öl im Brennraum (Ventilschaftdichtungen, Kolbenringe). Folge: Zylinder zündet nicht.
Überhitzung / Elektrodenabbrand
Merkmal: weißer Isolator, geschmolzene Elektroden. Ursache: zu heiße Kerze, mageres Gemisch, falscher ZZP. Folge: Glühzündungen, Motorschäden.
Isolatorrisse
Merkmal: Risse oder Absplitterungen. Ursache: Sturz, Überanzug. Folge: Fehlzündungen, Keramiksplitter im Motor.
Elektrodenverschleiß
Merkmal: abgerundete Kanten, größerer Spalt. Folge: höhere Zündspannung nötig, Aussetzer. Maßnahme: rechtzeitig erneuern.
Fazit
Die Zündkerze ist ein kleines, aber zentrales Bauteil des Ottomotors. Sie muss mechanisch, elektrisch und thermisch perfekt auf den Motor abgestimmt sein. Mit korrekter Auswahl, fachgerechtem Einbau und regelmäßiger Kontrolle sorgt sie für zuverlässigen Motorlauf und liefert wertvolle Diagnosehinweise durch ihr Kerzenbild.
