Sensoren am Motorrad – Funktion & Prüfung
Ausbildungsorientierter Überblick: Funktion, Signalart, Einbauort und Prüfschritte für die wichtigsten Motorradsensoren. Alle Abbildungen sind eingebettete KI-Illustrationen (SVG) – keine externen Dateien nötig.
TPS – Drosselklappensensor
Funktion
Erfasst den Drosselklappenwinkel für Last, Einspritzmenge und Zündzeitpunkt.
Signalart
- Analog (Potentiometer) / doppelt redundant
- ~0,5 V (zu) bis ~4,5 V (Vollgas)
Einbauort
Direkt an der Drosselklappenachse.
Prüfung
- +5 V Referenz & Masse prüfen.
- Signal muss gleichmäßig steigen (Multimeter/Scope).
- Grundstellung oft ~0,5 V (Leerlauf).
IAT – Ansauglufttemperatur
Funktion
Misst Ansaugluft-Temperatur für Dichte-/Gemischkorrektur.
Signalart
- Analog, NTC (R↓ bei T↑)
- ~2–6 kΩ @20 °C · ~300–600 Ω @80 °C
Einbauort
Airbox/Ansaugrohr (Fühler im Luftstrom).
Prüfung
- Widerstand kalt/warm mit Kennlinie vergleichen.
- Spannung: kalt höher, warm niedriger.
- Stecker/Kabel auf Übergangswiderstände prüfen.
CTS – Kühlmitteltemperatur
Funktion
Steuert Kaltstartanreicherung, Leerlaufanhebung, Lüfter.
Signalart
- Analog, NTC
- Spannung sinkt mit steigender Temperatur
Einbauort
Zylinderkopf / Thermostatgehäuse im Kühlkanal.
Prüfung
- Widerstand über Temperaturbad prüfen (WHB-Werte).
- Signalspannung kalt/warm plausibel?
- Kühlmittelstand & Entlüftung prüfen.
Lambdasonde (O₂)
Funktion
Regelt auf λ≈1 für Kat-Wirksamkeit und geringe Emissionen.
Signalart
- Zirkonia-Sprungsonde: 0,1–0,9 V pendelnd
- Breitband: linear (mit Controller)
Einbauort
Krümmer/Sammler vor dem Kat (Regel), ggf. danach (Diagnose).
Prüfung
- Heizer prüfen (Widerstand/Versorgung).
- OBD-Livewert: schnelle Wechsel bei warmem Motor.
- Signal mit Oszilloskop/Analogmeter prüfen.
Raddrehzahlsensor (ABS)
Funktion
Erfasst Raddrehzahl für ABS/Traktionskontrolle/Tacho.
Signalart
- Passiv (induktiv): AC-Signal
- Aktiv (Hall/MR): Rechteck, bis 0 km/h
Einbauort
Nabe/Gabel/Schwinge am Zahn- oder Magnetring.
Prüfung
- Passiv: Innenwiderstand (hundert Ω), AC-mV beim Drehen.
- Aktiv: Versorgung 5/12 V, Rechteck mit Oszi.
- Sensorabstand & Impulsrad reinigen/prüfen.
Neigungs-/Kippsensor
Funktion
Schaltet bei Sturzlage Motor/Kraftstoffpumpe ab.
Signalart
- Digital (2-pol) oder 3-pol mit definiertem Pegel
Einbauort
Zentral am Rahmen/unter Sitzbank; Ausrichtung beachten.
Prüfung
- Durchgang/Ausgang aufrecht vs. gekippt.
- ECU-Pegel laut WHB prüfen.
- Vorsichtiger Funktionstest mit Helfer.
MAP – Saugrohrdrucksensor
Funktion
Misst Absolutdruck im Saugrohr → Last, Gemisch, Zündzeitpunkt.
Signalart
- Analog ~1–4,5 V (Leerlauf niedrig, Vollgas hoch)
Einbauort
Ansaugtrakt/Drosselklappe; teils pro Zylinder.
Prüfung
- +5 V & Masse prüfen.
- Motor aus ≈ Umgebungsdruck (hohe Spannung), Leerlauf niedrig.
- Unterdruckpumpe: Kennlinie mit WHB abgleichen.
Kurbelwellen- & Nockenwellensensor
Funktion
CKP liefert Drehzahl/OT, CMP den Arbeitstakt für Zündung/Einspritzung.
Signalart
- Induktiv (2-pol, Sinus) oder Hall (3-pol, Rechteck)
Einbauort
CKP am Schwungrad/Zahnkranz; CMP am Zylinderkopf/Nockenrad.
Prüfung
- Induktiv: ~200–1000 Ω, Sinus beim Starten.
- Hall: +5 V, Rechteckimpulse beim Drehen.
- Luftspalt/Metallspäne/Triggerzähne prüfen.
Typische Richtwerte (Überblick)
| Sensor | Signal / Bereich | Hinweis |
|---|---|---|
| TPS | ~0,5 → ~4,5 V | Linear & ruckfrei |
| IAT (NTC) | ~2–6 kΩ @20 °C · ~300–600 Ω @80 °C | Spannung kalt hoch / warm niedrig |
| CTS (NTC) | kalt ~4–5 V → warm ~0,5–1,5 V | Fühlerlage & Kühlmittel prüfen |
| Lambdasonde | 0,1–0,9 V pendelnd | Heizung & schnelle Wechsel warm |
| Raddrehzahl (passiv) | AC mV…V (drehzahlabhängig) | Innenwiderstand einige 100 Ω |
| MAP | ~1–2 V Leerlauf · ~4 V Vollgas | +5 V stabil |
| CKP/CMP | Induktiv: AC · Hall: 0/5 V | Luftspalt & Zähne sauber |
Werte sind praxisnahe Richtbereiche. Exakte Sollwerte bitte im Werkstatthandbuch des Modells prüfen.
Sensoren am Motorrad – Funktion, Signalverarbeitung und Diagnose
Moderne Motorräder nutzen eine Vielzahl elektrischer Sensoren, um Last, Temperatur, Drehzahl, Abgaszustand und Fahrzustand zu erfassen. Die Motorsteuerung (ECU) verarbeitet diese Signale, um Einspritzmenge, Zündzeitpunkt, Leerlaufregelung und Abgasnachbehandlung präzise zu steuern. Dieser Fachtext beschreibt Aufbau, Wirkprinzip, typische Signalformen und praxisgerechte Prüfmethoden – in einem Umfang, wie er für Ausbildung, Gesellenprüfung und Werkstattpraxis benötigt wird.
1. Grundlagen: Sensorarten und Signalformen
Sensoren wandeln physikalische Größen in elektrische Signale. Wichtige Klassen im Motorrad:
- Resistive Sensoren (z. B. NTC für Temperatur): Widerstand ändert sich mit Temperatur. Auswertung über Spannungsteiler (meist 5 V-Referenz).
- Potentiometrische Sensoren (TPS): Schleifer liefert analoge Spannung proportional zum Winkel.
- Halbleitersensoren (Hall, piezoresistiv): digitale Rechtecksignale (Hall) oder analoge Spannungen (MAP).
- Induktive Geber (CKP, passive ABS-Sensoren): erzeugen drehzahlabhängige Wechselspannung ohne eigene Versorgung.
- Elektrochemische Sensoren (Lambdasonde): Spannungsquelle abhängig vom O₂-Gehalt, oft mit integrierter Heizung.
+5 V Referenz und Masse. Eine fehlerhafte 5 V-Schiene führt zu multiplen Fehlersymptomen (mehrere Sensoren gleichzeitig „auffällig“).
2. Drosselklappenpositionssensor (TPS)
Aufgabe: Erfasst Öffnungswinkel der Drosselklappe → Grundlage für Lastbestimmung, Anfettung beim Beschleunigen und Zündzeitpunktkorrektur.
Wirkprinzip & Signal
- Potentiometer oder redundante Doppelpotis/Hall-Sensoren.
- Typische Signalspanne: ca.
0,5 V(geschlossen) bis4,5 V(Vollgas), linearer Verlauf ohne Aussetzer.
Diagnose & Prüfung
- Elektrisch: 5 V-Referenz und Masse prüfen; Ausgangsspannung bei langsamem Gasgeben muss gleichmäßig ansteigen (Multimeter/Scope).
- Mechanisch: Spiel der Achse, Justage der Grundstellung (oft 0,5 V ± Toleranz) gemäß WHB.
- Typische Fehler: Kontaktbahnen verschlissen (Signal „springt“), Korrosion/Übergangswiderstände am Stecker.
3. Temperaturfühler: IAT (Ansaugluft) & CTS (Kühlmittel)
Beide Sensoren sind in der Regel NTC-Thermistoren: der Widerstand sinkt mit steigender Temperatur.
3.1 IAT – Ansauglufttemperatur
- Aufgabe: Dichtekorrektur der Luftmasse (kalt = dichter = mehr Kraftstoff nötig).
- Einbau: Airbox/Ansaugrohr; Fühler ragt in den Luftstrom.
- Richtwerte: je nach Typ ca.
2–6 kΩ @ 20 °C,~300–600 Ω @ 80 °C. - Prüfung: Widerstand bei definierter Temperatur; im eingebauten Zustand Signalspannung kalt höher, warm niedriger.
3.2 CTS – Kühlmitteltemperatur
- Aufgabe: Kaltstartanreicherung, Leerlaufanhebung, Lüftersteuerung, Zündwinkelkorrektur.
- Einbau: Zylinderkopf/Thermostatgehäuse, direkter Kontakt zum Kühlmittel.
- Prüfung: Widerstand über Temperaturbad; Signalspannung (5 V-Teiler) kalt hoch, bei Betriebstemperatur deutlich niedriger.
- Fehlerbilder: falscher Ersatzwert (ECU-Notlauf), schlechter Kaltstart, frühes Lüfteransprechen, erhöhter Verbrauch.
4. MAP – Saugrohrdrucksensor
Aufgabe: Erfasst den absoluten Druck im Ansaugtrakt (hinter der Drosselklappe). Mit Drehzahl und IAT berechnet die ECU die Zylinderfüllung (Speed-Density-Verfahren).
Wirkprinzip & Signal
- Piezoresistiver Druckaufnehmer, analoges Signal typ.
~1–4,5 V. - Leerlauf (starker Unterdruck): niedrigere Spannung; Vollgas: höhere Spannung.
Diagnose & Prüfung
- Versorgung
+5 V/Masse prüfen; Signal plausibel? Motor aus ≈ Umgebungsdruck (hoher Spannungswert). - Unterdruckschläuche auf Risse/Verstopfung prüfen; ggf. mit Handvakuumpumpe Kennlinie prüfen.
- Fehlerbilder: Ruckeln, erhöhter Verbrauch, unruhiger Leerlauf bei Undichtigkeiten (Falschluft).
5. Lambdasonde (Sauerstoffsensor)
Aufgabe: Rückmeldung des Restsauerstoffs im Abgas zur Regelung auf λ≈1 (Drei-Wege-Kat). Bei Euro-4/5 häufig zusätzlich Diagnosesonde hinter dem Kat.
Wirkprinzip & Signal
- Sprungsonde (Zirkonia): 0,1–0,9 V pendelnd um λ=1; Heizung notwendig für schnelle Betriebsbereitschaft.
- Breitbandsonde: quasi-lineare Kennlinie, Auswertung über Sondensteuergerät (Strom/Spannung).
Diagnose & Prüfung
- Heizkreis prüfen (Widerstand/Versorgung); Warmlauf abwarten.
- Livewerte: schnelle Wechsel reich/arm im Leerlauf; „eingefrorene“ Werte deuten auf Fehler (Sonde/Abgasanlage/Falschluft).
- Vermeiden: silikonhaltige Dichtmittel → Sondenvergiftung.
6. CKP/CMP – Kurbelwellen- & Nockenwellensensor
Aufgabe: CKP liefert Drehzahl und OT-Referenz (z. B. 36-2 Zahnkranz), CMP liefert Taktinformation für sequentielle Einspritzung/Phasenerkennung.
Wirkprinzip & Signal
- Induktivgeber (2-polig): drehzahlabhängige Wechselspannung; Signalstärke steigt mit Drehzahl.
- Hallgeber (3-polig): digitales Rechteck (0/5 V), stabile Erfassung auch bei niedriger Drehzahl.
Diagnose & Prüfung
- Induktiv: Innenwiderstand (typ. einige 100 Ω); Oszillogramm beim Starten prüfen; Luftspalt zum Triggerrad messen.
- Hall: Versorgung 5 V prüfen; Rechteckimpulse beim langsamen Durchdrehen sichtbar.
- Fehlerbilder: CKP-Ausfall ⇒ kein Start; CMP-Ausfall ⇒ Startverzögerung/Notlauf (Wasted Spark/Batch).
7. Raddrehzahlsensoren (ABS)
Aufgabe: Erfassung der Raddrehzahlen für ABS/Traktionskontrolle/Tacho. Pro Rad ein Sensor; Vergleich der Drehzahlen ermöglicht Schlupfregelung.
Wirkprinzip & Signal
- Passiv (induktiv): AC-Signal, Amplitude & Frequenz ∝ Drehzahl; benötigt Zahnring.
- Aktiv (Hall/MR): 3-polig, Rechtecksignal, misst bis 0 km/h, oft mit Magnetring.
Diagnose & Prüfung
- Sensorabstand/Luftspalt nach WHB; Impulsrad auf Beschädigung/Verschmutzung prüfen.
- Passiv: Innenwiderstand (typ. 0,8–2 kΩ), AC-mV beim Drehen messbar.
- Aktiv: Versorgung 5/12 V, Rechteck am Ausgang (Scope).
8. Neigungs-/Kippsensor (Bank Angle Sensor)
Aufgabe: Sicherheitsabschaltung bei Sturzlage: ECU schaltet Zündung/Pumpe ab.
Wirkprinzip & Signal
- Klassisch: binary (Schließer/Öffner) mit definierter Ausrichtung.
- Moderne IMU-Systeme: kontinuierliche Erfassung von Neigung/Beschleunigung (für Kurven-ABS/TC nicht Gegenstand hier).
Diagnose & Prüfung
- Ausgangspegel im aufrechten/gekippten Zustand prüfen; Stecker/Einbaulage kontrollieren.
- Hinweis: Überbrücken nur zu Testzwecken – Sicherheitsfunktion nicht dauerhaft außer Kraft setzen.
Typische Richtwerte (Übersicht)
| Sensor | Typische Signale / Werte | Bemerkung |
|---|---|---|
| TPS | ~0,5 V → ~4,5 V (linear) | ruckfrei, keine Aussetzer |
| IAT (NTC) | ~2–6 kΩ @20 °C; ~300–600 Ω @80 °C | Spannung kalt hoch, warm niedrig |
| CTS (NTC) | kalt hohe Spannung; warm ~0,5–1,5 V | Lüfterlogik abhängig von ECU |
| MAP | Leerlauf ~1–2 V; Vollgas ~4 V | 5 V-Referenz stabil |
| Lambdasonde | Sprung 0,1–0,9 V (warm) | Pendelnd bei Closed-Loop |
| CKP (induktiv) | AC-Signal steigt mit Drehzahl | Luftspalt/Späne prüfen |
| ABS (passiv) | AC-mV…V drehzahlabhängig | Innenwiderstand ~0,8–2 kΩ |
Die Werte sind Richtbereiche. Exakte Sollwerte stets dem jeweiligen Werkstatthandbuch (WHB) entnehmen.
Systematische Fehlersuche (Kurzleitfaden)
- 1) Spannungsversorgung prüfen: 5 V-Referenz/Masse vorhanden? Sicherungen/Relais ok?
- 2) Steckverbinder: Korrosion, Pins lose, Kabelbruch im Biegebereich.
- 3) Livewerte plausibilisieren: Kaltstart vs. warm, Leerlauf vs. Vollgas, Gasstoß.
- 4) Signalform: langsame Signale Multimeter; schnelle/periodische Signale Oszilloskop.
- 5) Vergleich rechts/links / Zyl. A/B: Abweichungen indentifizieren (ABS/Mehrzylinder).
Prüfungs- & Praxisrelevanz
- Gesellenprüfung: Kennlinien (NTC), Grundfunktion TPS/MAP/CKP, Lambdaregelung λ≈1, ABS-Sensorprinzip.
- Werkstatt: Messstrategie von „außen nach innen“ (Versorgung → Stecker → Sensor → ECU → Mechanik).
- Dokumentation: Messwerte mit Temperatur/Drehzahl notieren; Abweichungen zum WHB begründen.
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